„Wo ein Mensch betet, da ist Gott und der Mittelpunkt der Welt.“
Die Mezquita, auf Arabisch „Moschee“, ist das größte ehemalige Gotteshaus Spaniens der Muslime. 1236, nachdem Ferdinand III. von Kastilien Cordoba erobert hatte, wurde sie zu einer Kirche umgewidmet und umgebaut.Im 15. Jh. wurde ein zentraler Teil der Mezquita entfernt und ein gotisches Längshaus eingebaut. Dieses Längshaus und die dazugehörige Kuppel über der Vierung ist schon von weitem gut zu erkennen. Sie stört und zerstört die Harmonie im Inneren des Gebäudes.
Die Dachkonstruktion der Moschee wird von über 600 Säulen getragen, die eine Art Galerie erzeugen und den Blick auf die Mihrāb von jedem Ort des Gebäudes aus zulassen. Der Blick nach Mekka ist das Entscheidende. Deshalb muss, anders als in Kirchen, das Licht in einer Moschee nicht vertikal eingetragen werden, sondern horizontal hineinfließen.
Die Kathedrale braucht hingegen für ihre transzendente Aufgabe die vertikale Strebung, die nur durch massive Fundamente und Stützmauern gehalten werden kann.
Beide Gebäude wurden deshalb quasi in einander verschachtelt, ohne eine wirkliche Einheit zu bilden. Die maurischen Doppelbögen haben keine tragenden Funktionen mehr, sondern sind lediglich Illustration oder Deko. Die tragende Metaphorik der Architektur wird von der Gotik übernommen. Kaiser Karl V. hat wohl den Entwurf stark kritisiert, aber nicht rückgängig machen lassen. Ein interreligiöses Gespräch kann hier wohl nicht stattfinden oder etwa doch?
Die Juderia ist das alte jüdische Viertel Cordobas. Eine jüdische Gemeinde sephardischer Prägung gibt es nicht mehr. Überhaupt leben nur noch 50.000 Juden in Spanien. Die erhalte Synagoge ist heute ein Museum.
Doch die Synagoge zeigt noch deutlich, wie maurische Ästhetik und jüdisches Bekenntnis aufeinander Bezug nehmen.
Und auch sonst ist an allen Ecken das jüdische Erbe der Stadt zu sehen und zu entdecken. 1236 mussten alle Juden die Stadt verlassen und innerhalb von kurzer Zeit ihr Hab und Gut verkaufen oder konvertieren.
Ibn Rushd: Maßgebliche Abhandlung
Da dieses religiöse Gesetz [schari’ah] wahr ist und zu der Spekulation auffordert, welche zur Erkenntnis der Wahrheit führt, so wissen wir, die Gemeinschaft der Muslime, definitiv, dass die demonstrative Spekulation nicht zu einem Widerspruch zu dem im Gesetz [schar‘] Enthaltenen führt; denn das Wahre [al-haqq] kann dem Wahren nicht widersprechen, sondern es stimmt mit ihm überein, legt Zeugnis von ihm ab.
Summe des Tages
Ich war erschlagen und betrübt. Die Moschee habe ich als Wandelhalle erlebt, die Kathedrale als Bedrückung.
Mich haben die Spannungen innerhalb des Gebäudes berührt, ich fand das sehr spannend.
Über Dinge lesen und Dinge anschauen sind doch sehr verschieden. Hier ist es gut, dass beides zusammengehört.
Die Einfachheit der Moschee hat mir gefallen.
Emotionen sind schneller als Gedanken. Das war bei Ibn Rushd so und auch in der Mezquita.
Die Sonne in den Regenpausen zu genießen, war wunderbar.
Ich habe eine Pferdemähne gefunden. Nach Andalusien gehört auch die Kulturgeschichte des Pferdes.
Mich hat der Tag an die Alhambra erinnert. In Granada war der Islam und Christentum räumlich getrennt: Die Alhambra oben, die Kathedrale unten. In Cordoba ist beides ineinander verschränkt.
Obwohl die ursprüngliche Funktion zerstört ist. Ein versemmeltes Konzert wird vergessen, die Architektur vergisst nicht so schnell.Ich stelle mir vor, wie man dort tagtäglich ein und aus geht. Erst in die Moschee, dann in die Kathedrale. Und ich frage mich, wie sich das anfühlt und vor allem dieser Wechsel.
Die Kathedrale ist nicht ein Einbau, sondern eine Zerstörung der Moschee.
Man kann sich die Kathedrale aber auch wegdenken, dann bleibt das Eigentliche. Dann sehe ich wieder die Harmonie und die Schönheit. Ich finde, dass sie zu den großen Bauwerken der Menschheit gehört.
Zuerst habe ich nur die Moschee gesehen, die Kathedrale bleib außen vor. Verlassen habe ich dann wieder die Moschee.
In der Synagoge habe ich menschliches Leben gespürt, ein menschliches Miteinander oder auch Kultur im Alltag.
Die byzantinischen Künstler, die die Mihrāb gestaltet haben, schufen einen muslimischen Himmel.
Für mich ist das alles eine Frage der Haltung, mit der ich in religiöse Gebäude gehe.
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