Durch die engen Gassen der Juderia finden wir mit Fatimahs Hilfe einen schnellen Weg zur Kathedrale und sind dann auch gleich am Real Arcázar, dem Palast der Herrscher Sevillas.
Er gilt als das Mekka des Westens. Die maurische Palastanlage entstand ab 913 und erinnert stark an die Alhambra.
Ab 1248 regierten von hier aus die christlichen Könige, ohne allerdings den arabischen Stil zu brechen oder zu entfernen. Vielmehr wurden immer wieder maurische Handwerker aus Cordoba und Granda zu Umbauten und Erweiterungen angestellt.
Die Freundschaft zwischen Muhammed V. aus Granada und Pedro dem Grausamen aus Sevilla erzählt von der Überwindung der Kulturen, wenn auch aus machtpolitischem Interesse.
Über dem Eingang findet sich in kufischer Sprache das Motto der Nazridischen Herrscher: „Es gibt keinen Sieger außer Allah.“ Auf die Frage, warum denn die Koranverse nicht entfernt wurden, entgegnet Fatimah: Natürlich konnte die Bevölkerung Arabisch lesen, sprechen und verstehen. Doch die Heiligkeit von Worten verschwindet nicht einfach mit einem Machtwechsel. Und ALLAH bedeutet eben nichts anderes als GOTT. Warum sollte ein christlicher König so einen Satz entfernen lassen?
Die gotische Kathedrale wurde auf den Mauern der ehemaligen Moschee erbaut, dort sind keine Spuren zu erkennen.
Doch die Giralda, der Glockenturm, ist bis heute als Minarett zu identifizieren.
Hier liegen auch die verbliebenen 23 Gramm von Christoph Kolumbus. Vier spanische Herrscher tragen den Entdecker der Neuen Welt, der die Säulen des Herakles nicht als Grenze, sondern als Auftrag verstand, das Plus Ultra zu finden. Die Anerkennung dafür durfte er zu seinen Lebzeiten nicht erleben.
Das alte jüdische Viertel empfängt uns und zeigt wieder einmal, wie eng Kulturen und Religionen im Mittelalter lebten.
Doch die klare Trennung ist auch hier zu spüren.
Und zu guter Letzt: Hab in der Kathedrale den Heiligen Isidor von Sevilla entdeckt, den Verfasser der Etymologiarum sive originum libri XX. Diese Enzyklopädie macht ihn zum idealen Schutzpatron des Internets. Als Attribut ist ganz deutlich ein überdimensionales iPad 4 zu erkennen.
Thomas von Aquin
Dieser Dominikaner gilt als einflussreichster Theologe und Philosoph des Mittelalters. Wir haben von ihm einen Auszug aus „De Veritate“ gelesen. In seiner Argumentation greift er auf Ibn Sina zurück. Für uns schließt sich damit ein gedanklicher Kreis und die Reise kommt zu ihrem Ende.
Quaestio 1, 1. Artikel: Was ist Wahrheit?
ANTWORT: Wie es bei beweisbaren Sätzen ein Zurückführen auf gewisse durch sich dem Verstand bekannte Prinzipien geben muss, so auch bei jeder Erforschung dessen, was etwas ist. Sonst verliefe man sich in beiden Bereichen ins Unbegrenzte, und so verlören Wissenschaft und Erkenntnis der Dinge sich völlig. Seiendes aber ist jenes, was der Verstand zuerst als das ihm Bekannteste begreift und in das er alles Begriffene auflöst, wie Avicenna zu Beginn seiner „Metaphysik“ sagt. Deshalb müssen sich alle anderen Begriffe des Verstandes aus einer Hinzufügung zu dem des Seienden auffassen lassen.
Die Summe des Tages
Auf der Semana Santa hat mich überrascht, wie fein die Menschen angezogen waren und wie sie ganz unbeschwert Karfreitag und Karsamstag feiern. Von Trauer hab ich nicht viel gespürt.
Der Real Alcázar ist ein wunderbare Anlage. Die Sonne, die Gärten, die Paläste habe ich wie ein Gesamtkunstwerk erlebt.
Fatimah hat wunderbar erzählt, mit einer Sprache, mit der ich mich wunderbar identifizierne konnte. Das war ein guter Abschluss für die Reise.
Die Kathedrale hat mich nicht so angesprochen, die Gärten der Real Alcázar dafür umso mehr.
Alles extrem monumental, du gehst d durch und fühlst dich fast verloren.
Die islamische Architektur hat mich wieder einmal total beeindruckt. Diese gelebte Toleranz der Religionen war förmlich zu spüren. Besonders gern erinnere ich mich an das Gartentor mit dem Davidstern.
Und das frühlingshafte Wetter.
Nach einer solchen Hochkultur kann nur der Niedergang kommen.
Die vielen grünen Lungen Sevillas sind wirklich schön. Und darin die Familien, die sie nutzen. alle sind so festlich gekleidet. Bei uns sieht Karfreitag irgendwie anders aus.
Und jetzt reicht es! 😉
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